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Erik Axl Sund – Narbenkind
(Victoria Bergmann Trilogie #2)
Goldmann
498 Seiten
ISBN: 978-3-442-48-118-7
12,99 €

Zu den Autoren:
Hinter dem Pseudonym Erik Axl Sund verbergen sich die beiden Freunde Jerker Eriksson und Hakan Axlander Sundqvist. Hakan ist Tontechniker und Musiker und Jerker der Producer von Hakans Band. Jerker arbeitet derzeit aber auch als Bibliothekar in einem Gefängnis.
Für die Victoria-Bergmann-Trilogie wurden sie 2012 mit dem Special Award der schwedischen  Krimiakademie ausgezeichnet.

Zum Buch:
Im zweiten Teil der Reihe um die Kommissarin Jeanette Kihlberg und die Psychologin Sofia Zetterlund geraten die bisherigen Ermittlungen an den getöteten Jungen erst einmal ins Stocken. Die Kommissare finden keine Ansätze, um weiter zu ermitteln. Als dann noch ein Geschäftsmann bestialisch ermordet wird, erhält Jeanette Kihlberg die Anweisung, den neuen Mord vorrangig zu bearbeiten. Doch es bleibt nicht bei der einen Leiche und die Kommissare tappen erneut im Dunkeln. Noch fehlt das Motiv. Jeanette Kihlberg bittet daraufhin Sofia Zetterlund um die Erstellung eines Täterprofils. In den weiteren Ermittlungen taucht immer wieder ein Name auf: Victoria Bergmann. Wie hängen die ganzen Fälle nur zusammen?  Währenddessen hat Sofia Zetterlund immer häufiger Bewusstseinsstörungen.

Meine Meinung:
Der zweite Teil knüpft nahtlos an den ersten Teil „Krähenmädchen“ an. Zum Glück, denn nach dem spannenden Cliffhanger ist man ja schon neugierig, wie es weiter geht… Die neuen Morde und Ermittlungen klingen zunächst auch sehr vielversprechend. Ein ranghoher Geschäftsmann, der bestialisch ermordet wird, erhält die ganze Aufmerksamkeit der Polizei. Doch weder die weiteren Ermittlungen noch die Einbeziehung von Sofia Zetterlund, die ein Täterprofil erstellen soll, können verhindern, dass weitere Morde geschehen.

Die Beziehung von Jeanette Kihlberg und Sofia Zetterlund wird intensiver, gleichzeitig entfernt sich Jeanette immer weiter von ihrem Sohn.

Sofia indes hat immer häufiger Aussetzer und sie kann sich nicht mehr erinnern, was sie in der letzten Nacht getan hat. Dieser Ansatz baut natürlich die Spannung weiter auf. Spannend sind außerdem die Rückblenden auf die Kindheit des Krähenmädchens. Die Erlebnisse werden langsam immer runder und erreichen so manches Mal ein Aha-Erlebnis.

Trotzdem entwickelt sich die ganze Geschichte etwas zäh und ist einfach zu langatmig. Man hätte vermutlich getrost ein Drittel des Buches weglassen können, ohne der Handlung zu schaden.

Die Rückblenden und vor allem die vielen Personen lassen aber oft auch eine große Verwirrung aufkommen. Im Nachhinein denke ich, ich hätte besser von Anfang an, alle Personen aufgelistet um so einen besseren Überblick zu behalten. Daher macht es auch keinen Sinn, den zweiten Teil ohne Vorkenntnisse des ersten Bandes zu lesen.

Schlussendlich nimmt die Geschichte wieder an Fahrt auf und bereitet erneut einen spannenden Cliffhanger.

Fazit: 
Eine durchaus spannende Grundstory, die aber teils auch recht langatmig ist. Ich bin gespannt auf Teil III und auf die Auflösung des Ganzen!

sanja

M. Anjelais – Killing Butterflies
Chickenhouse
364 Seiten
ISBN: 978-3-551-52071-5
16,99 €
ab 14 Jahren

[wc_highlight color=“red“]Zur Autorin: [/wc_highlight]
M. Anjelais wurde im Jahre 1993 geboren und lebt mit ihrer Familie in Nesco New Jersey. Sie schreibt seit ihrer frühen Kindheit und hat mit ihren Geschichten bereits zahlreiche Preise gewonnen. „Killing Butterflies“ ist ihr Debütroman. Sie widmet sich mittlerweile ganz dem Schreiben.

[wc_highlight color=“red“]Zum Inhalt:  [/wc_highlight]
Sphinx und Cadence kennen sich seit ihrer Geburt und wachsen fast wie Geschwister auf. Ihre beiden Mütter sind schon seit ihrer Kindheit beste Freundinnen und haben geschworen, dass ihre beiden Kinder später heiraten sollen. Tatsächlich funktioniert der Plan zunächst. Doch bei Cadence werden immer häufiger Stimmungsschwankungen beobachtet. Als er schließlich Sphinx mit einem Messer verletzt, wird der Kontakt der beiden Familien abgebrochen, doch nicht ganz. Cadence und seine Mutter ziehen nach England und fortan telefonieren und schreiben sich die Mütter weiterhin fleissig. Einige Jahre später erhält Cadence eine schwerwiegende Diagnose und möchte Sphinx noch ein letztes Mal sehen…

[wc_highlight color=“red“]Meine Meinung: [/wc_highlight]
Das Buch kommt völlig unscheinbar daher, doch die Geschichte hat es wahrlich in sich. Nachdem ich den Klappentext gelesen hatte, blieb ich an drei einzelnen kurzen Sätzen hängen und es war um mich geschehen:

Sie öffnet Herzen. Er tötet Schmetterlinge. Sie ist arglos, er gefährlich.
M. Anjelais // Killing Butterflies // Klappentext

Mehr brauchte ich nicht, um zu wissen, dass ich es unbedingt lesen muss. Verrückt, dass wir uns manchmal an so simplen Dingen festkrallen. Jawohl, festkrallen, denn das Buch entwickelt eine erhebliche Sogwirkung. Die Autorin schafft es eine geradezu beklemmende Wirkung zu erzielen. Ich war hin- und hergerissen zwischen Mitgefühl, Verständnis und Angst.

Die Ich-Erzählerin Sphinx und ihr Freund Cadence wachsen wie Geschwister auf. Er, ein Wunderkind, gut im Zeichnen und mit einem Gespür für die Musik. Alles, was er in die Hand nimmt, scheint ausnahmslos positiv. Sphinx hingegen ist ein gewöhnliches Mädchen, dass wohlbehütet in ihrem Elternhaus aufwächst. Cadence ist für sie immer der strahlende Held. Doch dieses Bild bekommt Risse. An dem Tag, an dem Cadence einen Schmetterling tötet, muss Sphinx erkennen, dass es auch Schattenseiten gibt.

Es war das erste Mal in meinem Leben, dass ich merkte, etwas konnte so ungewöhnlich sein, dass es defekt war; so anders, dass etwas damit nicht stimmte.
M. Anjelais // Killing Butterflies // Seite 26

Mit der Zeit gibt es immer wieder solche Zwischenfälle. Cadence tötet zwar nie wieder Schmetterlinge, doch beginnt er Sphinx immer wieder und stückchenweise zu verletzen. Er beschimpft und beleidigt sie, zwingt ihr seinen Willen auf. Doch immer wieder kehrt Sphinx zu ihm zurück. Es scheint, als könnte sie nichts erschüttern.
Eines Tages wird Cadence unkontrollierte Wut jedoch so groß, dass er Sphinx mit einem Messer verletzt. Die Wunde muss genäht werden und sie trägt seitdem sein Zeichen. Die Eltern sind geschockt. Cadence Mutter zieht mit ihrem Sohn nach England, doch der Kontakt wird nicht völlig abgeschnitten. Die ehemaligen Schulfreundinnen schreiben sich weiterhin Briefe und telefonieren. Sie berichten sich gegenseitig, wie ihre Kinder aufwachsen und schicken Fotos über den großen Teich. Als Cadence jedoch schwer erkrankt, hat er nur noch eine Bitte: er möchte noch einmal seine Freundin aus Kindertagen wiedersehen. Sphinx steht damit vor der schwierigsten Entscheidung ihres Lebens.

Die Geschichte lässt tiefe Spuren zurück. Obwohl sie nicht perfekt ist und es ihr manchmal an Tiefe fehlt, läuft die Autorin an anderer Stelle zur Höchstform auf. Die Entwicklung der beiden Protagonisten ist sehr vielschichtig und kaum in einem Satz zu beschreiben. Es geht vor allem um Abhängigkeit und Manipulation, aber auch um Treue und die Erfüllung von Träumen.

Als Leigh, Cadence Mutter und ihre beste Freundin Sarah in ihrer Kindheit den Plan aushecken, gemeinsam schwanger zu werden und ihre Kinder auch noch heiraten sollen, können sie noch nicht ahnen, wie ihr beider Schicksal und das der Kinder miteinander verwoben sein wird.

Obwohl Sphinx von der geplanten Hochzeit erst erfährt, als sie nach London aufbricht, ist der Plan stets allgegenwärtig. Er bestimmt die komplette Kinderzeit und lässt sie tief im inneren, immer wieder zu Cadence zurückkehren. Die Mütter wollten schließlich, dass die beiden ebenfalls befreundet sind. Doch Cadence eiskalte Augen und das Monster, dass er in sich trägt, ängstigen Sphinx immer mehr. Auch später, als sie in London auf ihren damaligen Jugendfreund trifft, gibt es immer wieder Momente, die sie schier aus der Fassung bringen. Trotzdem lässt sie sich nicht von ihrem Plan abbringen, ihm in der verbleibenden Zeit beizustehen.

Tatsächlich gibt es in der Geschichte, vor allem im zweiten Teil, der in England spielt, immer wieder Momente, die ich nicht nachvollziehen konnte. Es scheint fast so, als wollte Sphinx die Märtyerin spielen, obwohl das natürlich nicht von ihr verlangt wird. Auch Sarah steht dem ganzen Vorhaben skeptisch gegenüber, da sie Angst um ihr Kind hat.

Leigh hingegen klammert sich an jeden Strohhalm, um ihrem Sohn noch einmal Freude bereiten zu können. Die unerschütterliche Mutterliebe, die sie ihm entgegenbringt, scheint über alle seine Unfehlbarkeiten hinwegzusehen. Doch auch Leigh kann am Ende nur tatenlos zusehen, was mit ihrem geliebten Kind passiert.

Sowohl Sphinx und Cadence als auch Leigh und Sarah sind interessant gestrickte Persönlichkeiten. Es gibt hier nicht nur schwarz und weiß, sondern auch Grau- und vor allem Blautöne. Licht spielt in Bezug auf Cadence eine sehr große Rolle. Cadence, der strahlende Held.

Ich hielt ihn für eine leuchtende, immerzu strahlende Erscheinung. Aber Licht kann auch blenden, es kann dir so hart in die Augen leuchten, dass du nicht merkst, was dahinter ist – und dann erwischt es dich schlagartig, wie ein hinter aufgeblendeten Scheinwerfern verborgenes Auto.
M. Anjelais // Killing Butterflies // Seite 22

 

[wc_highlight color=“red“]Fazit: [/wc_highlight]
Ein Buch mit Suchtpotential trotz kleiner Makel. Eine Geschichte, die tief berührt und noch lange nachhallt. Eine Geschichte über Manipulation und das damit untrennbar verbundene Abschütteln von Fesseln der Vergangenheit.

 

Erik Axl Sund – Krähenmädchen
(Victoria Bergmann Trilogie #1)
Goldmann
459 Seiten
ISBN: 978-3-442-48117-0
12,99 €

Zu den Autoren:
Hinter dem Pseudonym Erik Axl Sund verbergen sich die beiden Freunde Jerker Eriksson und Hakan Axlander Sundqvist. Hakan ist Tontechniker und Musiker und Jerker der Producer von Hakans Band. Jerker arbeitet derzeit aber auch als Bibliothekar in einem Gefängnis.
Für die Victoria-Bergmann-Trilogie wurden sie 2012 mit dem Special Award der schwedischen  Krimiakademie ausgezeichnet.

Zum Buch:
In Stockholm werden kurz nacheinander mehrere Jungen tot aufgefunden, die zuvor schwer misshandelt und anschließend bestialisch getötet wurden. Die Kommissarin Jeanette Kihlberg steht vor einem Rätsel, da niemand die Jungen vermisst, geschweige denn kennt. Sie hofft auf die Hilfe von Sofia Zetterlund, einer Psychologin, bei der eines der Opfer in Therapie war. Doch Sofia hat mit ihren eigenen Patienten, allen voran Victoria Bergmann zu tun. Die Patientin leidet unter einem schweren Trauma und Sofia glaubt, bei ihrer Behandlung einen Fehler begangen zu haben.
Die Frage ist nur: Inwieweit hängen all diese Fälle zusammen und können die Frauen gemeinsam das Rätsel lösen?

Meine Meinung:
Eine hochgelobte Psychothriller-Reihe, noch dazu mit einem derart düsteren Cover, dass ich nicht umhin kam, es zu lesen. Ob es tatsächlich als Nachfolger der Millenium-Trilogie von Stieg Larsson gehandelt werden kann, bleibt abzuwarten. Fest steht: das Autorenduo hat mit Sicherheit ein spannendes und vor allem aufwühlendes Werk geschaffen. Das Thema ist jedoch nichts für schwache Nerven. Es geht um Kindesmissbrauch, bestialische Morde und Rache.

Mehrere Jungenleichen geben der Polizei Rätsel auf. Sie wurden auf bestialische Weise gequält und verstümmelt – bei lebendigen Leib. Der Rechtsmediziner Ivo Andric, der im Bosnien-Krieg schon viel erlebt hat, ist zutiefst schockiert. Wer kann eine solch grausame Tat begangen haben? Die gesamte Polizei, allen voran die Kommissarin Jeanette Kihlberg fahnden unter Hochdruck nach dem Täter. Doch auch zwei weitere Leichen bringen kein Licht ins Dunkel. Erst die Identität des nächsten Opfers, zeigt eine Verbindung zu der Psychologin Sofia Zetterlund auf. Das diese auf die Behandlung multipler Persönlichkeiten spezialisiert ist, lässt einen weiten Spielraum zu.

Die beiden Frauen merken jedoch schnell, dass sie nur gemeinsam etwas gegen die unaussprechlichen Taten ausrichten können. Doch beide sind ebenfalls mit ihrem Privatleben beschäftig, obwohl der Beruf natürlich vorgeht.

Die beiden Protagonisten Jeanette Kihlberg als Kommissarin und Sofia Zetterlund als Psychologin, sind auf jeden Fall interessante Persönlichkeiten. Bei beiden Figuren fragt man sich unweigerlich, wie sie sich im Laufe der drei Teile entwickeln werden. Zudem taucht natürlich die Frage auf, was das ganze mit Victoria Bergmann zu tun hat und ob sie nicht die eigentliche Protagonistin ist. Normalerweise werden Trilogien oder Mehrteiler nach ihren Ermittlern benannt und nicht nach Personen, die quasi nur selten auftauchen.

Beide Frauen sind beziehungstechnisch gebrandmarkt und kommen sich rasch näher. Über die Arbeit hinaus vertiefen sie ihre Beziehung zueinander. Doch ist das wirklich gut?

Tja, viel mehr kann ich zur Handlung nicht erzählen, da ich sonst wohl Spoilern würde. Ich schlage stattdessen vor, dass Ihr Euch einfach selbst ein Bild macht und Euch auf Victoria Bergmanns Spuren begebt.

Ein Pluspunkt sind die kurzen Kapitel, die einen angenehmen Lesefluss ermöglichen und dazu einladen noch eins und noch eins zu lesen 🙂 Zu Beginn sind die vielen Schauplätze und Personen jedoch irreführend. Wenn man sich in Stockholm auskennt, ist es mit Sicherheit interessant, die ganzen Schauplätze gedanklich abzuarbeiten – für Außenstehende löst dies jedoch noch mehr Verwirrung aus.

Die zentrale Frage der Reihe lautet:

Wie viel Leid kann ein Mensch anderen zufügen, bevor er selbst aufhört, Mensch zu sein, und zu einem Monster wird?
Erik Axl Sund // Krähenmädchen // Seite 52

Kurze Rückblenden des Krähenmädchen helfen dabei,  Stück für Stück einen Blick in die Vergangenheit zu erhaschen:

Sie liegt im Wasser, bis ihre Haut runzelig wird und sie sich wünscht, ihre Haut würde sich lockern oder gleich ganz von ihr abfallen, damit sie sie gegen eine neue, unberührte austauschen kann.
Erik Axl Sund // Krähenmädchen / Seite 119

Viktoria Bergmann scheint einige schlimme Dinge erlebt zu haben, doch ist sie das Krähenmädchen?

Fazit: 
Ein durchaus spannender und komplexer Psychothriller, der mit Elementen aus der Vergangenheit und Gegenwart spielt. Ob die Trilogie jedoch dem Hype gerecht wird, muss jeder für sich selbst entscheiden.

sanja