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Sarah Waters – Der Besucher
Lübbe
19,99 €

Zur Autorin:
Sarah Waters wurde 1966 in Wales geboren. Sie hat in englischer Literatur promoviert und zahlreiche Artikel in Kultur- und Literaturzeitschriften veröffentlicht. 1998 erhielt sie den New London Writers Award des London Arts Board. Buchveröffentlichungen, Auszeichnung mit dem Times Young Novelist of the Year Award und den Somerset Maugham Award.

Zum Inhalt:
Hundreds Hall, ein majestätisches Anwesen im ländlichen England. Hier wohnt die verwitwete Mrs. Ayres mit ihren erwachsenen Kindern Caroline und Roderick. Als der Landarzt Dr. Faraday wegen eines Notfalls herbeigerufen wird, ist er wie gebannt von der geheimnisvollen Atmosphäre des Hauses. Schon bald erfährt er, dass in Hundreds Hall merkwürdige Dinge geschehen: Möbelstücke, die ein Eigenleben führen, kryptische Zeichen, die plötzlich an den Wänden auftauchen, bedrohliche Geräusche, die unerklärbar scheinen. Dr. Faraday begegnet der wachsenden Panik der Familie zunächst mit Ruhe und Beschwichtigung. Doch das Schicksal der Ayres nimmt unaufhaltsam seinen Lauf – und ist enger mit seinem eigenen verwoben, als er ahnt …

Erster Satz:
Ich sah Hundreds Hall zum ersten mal im Alter von zehn Jahren, in dem Sommer nach Kriegsende.

Sarah Waters Roman entführt uns ins England der Nachkriegszeit. Die Menschen tragen noch schwer an den Schatten der Vergangenheit und können sich nur mühsam wieder ihr Leben einfinden. Zu Ihnen zählt die Familie Ayres: Mrs. Ayres, Witwe und Dame vom „alten Schlag“, Ihre Tochter Caroline und ihr Sohn Roderick, der die Familienangelegenheit als Oberhaupt ganz allein schultern will. Mrs. Ayres schwelgt gerne in der Vergangeheit und kann sich mit dem neuen, nicht mehr ganz so extravaganten Leben nur schwer abfinden. Caroline ist of betrübt und Roderick mit der fianziellen Angelegenheit überfordert. Auf allen lastet der Schatten dieses Hauses.

Eines Tages wird Dr. Faraday auf das Anwesen gerufen, um einen Notfall zu behandeln. Sofort ist er Feuer und Flamme für das Haus und freundet sich nach einiger Zeit mit den Ayres an. Doch schon bald fängt das Haus an, ein Eigenleben zu entwickeln. Dr. Faraday – ganz der Wissenschaftler – versucht nach einer natürlichen Ursache zu suchen, doch auch er kann das Schlimmste nicht verhindern…

Sarah Waters versteht es den Leser in ihren Bann zu ziehen. Die Geschichte ist atmosphärisch dicht und fesselt den Leser bis zur letzten Seite. Einige Passagen schleppen sich zwar etwas dahin, aber darüber kann man getrost hinwegsehen, da einfach das Gesamtpaket stimmt. Die Autorin versteht es, den Leser stets auf eine falsche Fährte zu locken und bis zuletzt lässt sie uns rätseln, was hinter alledem stecken mag.

Die düstere Atmosphäre im Haus ist regelrecht spürbar und die Beschreibungen und Vorkommnisse lassen das viktorianische Zeitalter wieder auferstehen. Man fühlt sich mittendrin gefangen in diesem Schauerroman und wandelt auf den Spuren derer, die versuchen dem Haus und seinem Fluch zu trotzen und ihrem Schicksal zu entfliehen.

Abgerundet wird dieser wundervolle Schauerroman durch die kreative Ausstattung. Selbst ohne Einband kann sich dieses Buch sehen lassen und macht mit den abgewetzten Tapeten auf dem Deckel eine gute Figur.

Für mich ein wahres Highlight und ein Leckerbissen der besonderen Art.

Von mir gibt es die volle Punktzahl = 10 von 10!

america-9783423209359

T.C. Boyle – América
dtv
400 Seiten
ISBN: 978-3-423-20935-9
8,95 €

[wc_highlight color=“red“]Zum Autor: [/wc_highlight]
Tom Coraghessan Boyle wurde als Thomas John Boyle am 02.12.1948 in Peekskill, NY geboren. Den Namen Coraghessan gab Boyle sich selbst nach einem Vorfahren. Boyles Vater war von Beruf Busfahrer, seine Mutter Sekretärin, beide katholisch.


[wc_highlight color=“red“]Zum Buch: [/wc_highlight]
Der Zusammenstoß Cándidos mit Delaney Mossbachers wachsgepflegtem Auto ist ein wortwörtlicher: Cándido, auf dem Weg zur Arbeit, rennt Delaney direkt vor die Haube und wird schwer verletzt. Da die Schuldfrage sich nicht klären läßt und der Mexikaner offenbar kein Englisch kann, drückt Delaney ihm eine 20-Dollar-Note in die Hand … Delaney sieht seine geschützte Welt zunehmend bedroht: Kojoten dringen in das Grundstück ein und töten die kleinen Hunde, dunkelhäutige, verdächtige Gestalten lungern herum, wo er seine Wanderungen macht. Jenseits der eleganten Villensiedlung, tief unten im Topanga Canyon, hausen Cándido und América wie die Tiere. Sie versuchen ihr Glück auf dem illegalen Sklavenmarkt – verfolgt von der Immigrantenpolizei, vom Hunger, von der Verachtung der Weißen, von der Bösartigkeit der eigenen Landsleute.

Erster Satz:

Im Nachhinein versuchte er, sich die Sache in abstrakten Begriffen zu erklären, als Unfall in einer unfallträchtigen Welt, als Kollission gegenläufiger Kräfte – seiner Stoßstange und der schmächtigen, geduckten, plötzlich hervorstechenenden Gestalt eines dunkelhäutigen Kerlchens mit gehetztem Blick -, aber allzugut gelang es ihm nicht.
T.C. Boyle // América // erste Seite

Ganz plötzlich, durch einen Zusammenstoß mit einem Mexikaner, einem illegalen Einwanderer, einem Mensch zweiter Klasse, ohne Rechte und ohne Sprachkenntnisse, beginnt Delaney Mossbacher’s Welt aus den Fugen zu geraten. Er gibt dem Mexikaner 20 Dollar und kehrt in sein Leben zurück. Doch fortan verfolgen ihn diese illegalen Einwanderer und Delaney fühlt sich zusehends bedroht in seiner Welt. Überall lauern plötzlich diese Wilden, sodaß er Angst um sich und seine Familie bekommt.

Gleichzeit lernen wir Cándido und seine Frau kennen. Ganz unten, am Rande des Systems fristen sie ihr Dasein und hegen bloß den einen Wunsch dazuzugehören, Arbeit zu haben und in einem richtigen Haus zu leben. Wie schwer ihnen dieses Leben und ihrem ungeborenen Kind gemacht wird und welche Gefahren überall lauern, wird nur allzu deutlich.

Abwechselnd erzählt T.C. Boyle aus beiden Blickwinkeln und macht damit klar, dass tatsächlich beide Seiten schwer zu tragen haben an dem zunehmenden Wachstum der illegalen Einwander aber zeitgleich auch darauf angewiesen sind. Manches wird mit Sicherheit überspitzt dargestellt, trotzdem kann man sich vor allem der Geschichte Caándidos und seiner Familie nicht entziehen. Man hofft bis zuletzt und ist sich trotzdem die ganze Zeit bewusst, dass es gar nicht gut ausgehen kann. Die Passagen um Delaney Mossbacher dagegen hätten ruhig um einiges kürzer ausfallen können.

[wc_highlight color=“red“]Fazit: [/wc_highlight]
Keine leicht Kost, sondern ein hochaktuelles Thema, das nachdenklich stimmt und erst einmal verdaut werden muss!

 

Alle, die ich liebe, sterben!

 

In einer verfallenen Brauerei im Süden Münchens findet die junge Fotografin Vicki die enthauptete Leiche einer Frau. Kommissar Dühnfort wird schnell klar, dass dies nicht der erste Mord eines Täters ist, der von Bildern besessen sein muss. Vicki, die auf eigene Faust ermittelt, kommt dem Mörder schließlich nahe – sehr nahe.