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Britta Sabbag - Stolperherz
Britta Sabbag – Stolperherz

Britta Sabbag – Stolperherz
Boje-Verlag
203 Seiten
12,99 €
Empfohlen ab 12 Jahren

Zur Autorin:
Britta Sabbag studierte Sprachwissenschaften, Psychologie und Pädogik und arbeitete anschließend als Personalerin. Nachdem sie ihren Job verlor, entschloss sie sich, dass zu tun, wovon sie schon immer geträumt hat: Schreiben. Gleich ihr erster Roman schlug ein. Später entwickelte sich aus dem Stoff sogar ein Theaterstück. Es folgten zwei weitere Romane sowie ihr erstes Jugendbuch „Stolperherz“.

Zum Buch:
Die 15-jährige Sanny Tabor ist eine richtige Außenseiterin und hat keine Freunde. Das liegt nicht nur an ihrem angeborenen Herzfehler, der ihr Herz manchmal ins Stolpern und sie selbst zu Fall bringt. Ihre übervorsorgliche Mutter lässt sie kaum einen Schritt alleine machen und dann soll Sanny auch noch in den Sommerferien zur Kur für herzkranke Kinder an die Ostsee. Schlimmer kann es gar nicht mehr werden. Doch dann geschieht ein Wunder und sie erhält die Einladung, die Band Crystal und damit ihren Schwarm Greg auf ihrer Sommertour durch Deutschland zu begleiten. Sanny ergreift die Chance, nichtsahnend, dass der Weg ins Ungewisse, nicht nur den Sommer, sondern auch  ihr ganzes Leben für immer verändern wird.

Meine Meinung:
Sanny hat es nicht leicht. Trotz ihres angeborenen Herzfehlers, wünscht sie sich nichts sehnlicher, als ein ganz normales Mädchen zu sein. Eines, dass lieben und hoffen kann und Beachtung findet.

Letztendlich wünschte sich doch jeder, etwas zu bedeuten. Für irgendwen, irgendwas.
S. 13

Doch sie ergreift diese eine Chance, ihrem alten Leben zu entkommen und lernt in diesem Sommer nicht nur die Liebe kennen, sondern erfährt auch, was es heißt über sich selbst hinauszuwachsen. Sie muss sich gegen Zickenterror und Missgunst behaupten und jeden Tag neue Herausforderungen meistern. Doch da Sanny eben Sanny ist, lässt sie sich nicht unterkriegen und rettet nicht nur einmal die Situation. Am Ende zieht jeder der ungewöhnlichen Truppe seine ganz eigene Erkenntnis aus den Erlebnissen und es gibt natürlich ein Happy End.

Jeder von uns hatte eine verborgene Geschichte, eine, die von Außen nicht sichtbar war. Ich hatte ein kaputtes Herz, das tickte, wie eine Zeitbombe. Im Grunde waren wir alle gleich – jeder von uns hatte Angst vor etwas, vermisste etwas, liebte etwas, hatte schon mal etwas verloren. […] Es sind die Dinge, die man liebt, die einen stark werden lassen. Und die Menschen.
S. 172

„Stolperherz“ ist ein Roman, der uns den Alltag schnell vergessen lässt. Man taucht mit Haut und Haar ein in diese Geschichte, vollgestopft mit Erinnerungen an die eigene erste Liebe und Rebellion gegen die Eltern. Er ist süß, aber nicht kitschig, Er ist lebensbejahend und klug. Er ist witzig und mutig und ein großer Spaß; ein Sommer-Roadmovie der Glückseligkeit und doch so viel mehr. Am Ende lächelt man still in sich hinein und wünscht nur eines: noch einmal fünfzehn Jahre alt zu sein und das ganze Leben vor sich zu haben.

Fazit:
Ein starkes Buch, dass in jedes Bücherregal gehört; von jung bis alt, quer durch die Republik. Es geht um die erste Liebe, Herzschmerz, Mut, Erfahrungen sammeln, Grenzen ausloten und um das Über-sich-hinauswachsen.
Es sollte mehr solcher Bücher geben, die uns diesen Seufzer entlocken, der mit den Jahren verblasste und doch noch tief in uns vibriert und ruft: „Der Sommer gehört uns!“.

sanja

Nina Vogt-Østli – Der Tag wird kommen

Coppenrath
240 Seiten
ISBN: 978-3-649-61386-1


Zu der Autorin:

Nina Vogt-Østli wurde im Jahre 1972 geboren und lebt mit ihrer Familie in Oslo. Nach ihrem Studium der Literaturwissenschaft, arbeitete sie viele Jahre als Online-Redakteurin. „Der Tag wird kommen“ ist ihr erster Jugendroman, der bereits vor den Attentaten von Anders-Behring Breivik entstand.


Das passiert:

Hans-Petter hat es nicht leicht. Er lebt allein mit seiner Mutter und führt ein sehr zurückgezogenes Leben. Er hat keine Freunde und wird zu dem noch von den Klassenkameraden gemoppt. Er ist das perfekte Opfer: ruhig und introvertiert, begehrt nicht auf. Doch eines Tages beginnt sein Lehrer ausgerechnet eine Beziehung mit seiner Mutter und er erfährt, dass ihn sein Vater niemals wollte. Zeitgleich chattet er mit einem unbekannten Mädchen namens Fera. Sie hat nicht nur einen ungewöhnlichen Namen und ist mysteriös, sondern sie ist auch jemand, dem sich Hans-Petter endlich einmal anvertrauen kann. Und dann geschieht die eine Sache, die sein Leben plötzlich total verändert und sein Blatt zu wenden scheint. Doch ist es das, was er wirklich will?


Meine Meinung:

Zugegeben, ich hatte mir vom Buch anhand des Klappentextes und der Zusammenhänge mit Norwegen etwas völlig anderes erwartet. Trotzdem ist die tatsächliche Handlung keinesfalls schlecht. Im Gegenteil: das Buch regt zum Nachdenken an und bietet genug Zündstoff, um die Frage zu erörtern, ob jemand böse geboren wird oder aufgrund äußerer Einflüsse und Lebensumstände erst böse wird.

Gut und Böse – die Rollen scheinen zunächst klar verteilt: Hans-Petter ist der Gute. Er will einfach nur sein Leben leben und nicht mehr nur das Opfer sein. Andreas hingegeben, ist als Erzfeind und klassischer Raufbold, das genaue Gegenteil. Er sucht sich seine Opfer und schikaniert sie bis an die Grenze. Andreas hat einige Kumpel um sich gescharrt, die seinem Beispiel gern folgen. Selten kommt Hans-Petter glimpflich davon.

Zu Hause flüchtet er sich in seine eigene Welt, schaut Filme mit der Mutter oder zockt sich durch sämtliche Videospiele. Eines Tages erhält er eine Nachricht von der geheimnisvollen Fera, die ihn irgendwie zu kennen scheint. Doch nicht nur das, sie kennt auch Andreas. Woher? Auf die Frage gibt es bis kurz vor Ende keine Antwort. Doch diese kommt dann so gewaltig daher, das sie mich als Leser schier umgehauen hat. Plötzlich wird das eigene Weltbild noch einmal von einer völlig anderen Seite beleuchtet.

Hans-Petter, der es endlich wagt, eine freundschaftliche Beziehung einzugehen, ist von Fera fasziniert und doch hält er sie für irre, denn sie erzählt ihm von einer verheerenden Katastrophe, die beinahe die Menschheit ausgerottet hätte und das sie in der Zukunft lebe. Doch Hans-Petter hat soviel Freude an dem Kontakt, dass ihn die kleine „Macke“ nicht davon abhält, weiterhin mit ihr zu chatten.

Wer ist gut, wer ist böse und warum? Das sind die zentralen Fragen, die sich wie ein roter Faden durch die gesamte Handlung ziehen. Doch schlussendlich ist es Fera, die allen eine Nasenlänge voraus ist und Antworten auf Fragen parat hat, die gar nicht gestellt wurden.


Fazit:

Ein packendes Jugendbuch zu einem ernsten Thema, dass man unbedingt gelesen haben muss!

sanja


Lars Kepler – Der Sandmann
Bastei Lübbe
574 Seiten
ISBN: 978-3-431-03887-3
19,99 €

Zu den Autoren:
Wer kennt sie mittlerweile nicht? Das Ehepaar Alexandra und Alexander Ahndoril, besser bekannt unter dem Namen “Lars Kepler”, die mit “Der Sandmann” ihren nunmehr vierten Kriminalroman um den verschlossenen aber scharfsinnigen Ermittler Joona Linna veröffentlicht haben.

Ich durfte den vierten Teil vorab lesen und meine Eindrücke mit anderen in der Lesejury von Bastei Lübbe teilen. Darüber habe ich mich wirklich sehr gefreut.

Das passiert:
Im nunmehr vierten Band um den finnischstämmigen Kriminalkommissar Joona Linna aus Schweden, bekommt dieser es erneut mit seinem ärgsten Gegner zu tun: Jurek Walter. Der verurteilte Serienmörder wurde vor 13 Jahren geschnappt, als er eine Frau wieder in ihren Sarg zurückstiess, in dem sie bereits zwei Jahre vor sich hin vegetierte. Einige weitere Opfer konnten damals nur noch tot geborgen werden, andere wiederum blieben für immer verschwunden.

Doch nun taucht eines der Opfer plötzlich wieder auf: Mikael Reidar-Frost wurde kurz vor Jurek Walters Verhaftung zusammen mit seiner Schwester entführt. Der stark geschwächte und unterernährte Mikael erzählt in wirren Sätzen vom Sandmann, eine Figur aus den Gute-Nacht-Geschichten, die seine deutsche Mutter den Kindern immer erzählte.

Joona Linna ist direkt alarmiert und versucht weitere Informationen aus dem jungen Mann zu bekommen, da dieser berichtet, seine Schwester würde auch noch leben. Er vermutete damals schon, das der in eine psychiatrische Klinik eingewiesene Jurek Walter, die Taten nicht alleine begangen haben konnte. Doch es liess sich kein weiterer Komplize finden und Jurek schwieg beharrlich. Das einzige, was dieser zu vermelden hatte, waren Drohungen gegen Joona’s Partner Samuel und dessen Familie. Tatsächlich verschwanden daraufhin die Tochter und die Frau von Samuel und dieser brachte sich schliesslich um, weil es keinerlei Möglichkeit gab, seine Familie je weiterzusehen. Als Jurek auch noch Joona’s Familie bedrohte, reagierte dieser schnell und liess seine Frau und Tochter in einem fingierten Autounfall sterben. In all den vergangenen 13 Jahren hatte Joona selbst keinerlei Kontakt zu seiner Familie. Gerade dies macht deutlich, mit welch einem perfiden und manipulativen Täter wir es im neuen Band zu tun haben.

Da die Zeit drängt, beschliesst die Polizei undercover zu ermitteln und schleust Saga Bauer vom Staatsschutz in die psychiatrische Abteilung ein. Allen Beteiligten ist klar, dass dies kein leichtes Unterfangen ist. Saga ist völlig  auf sich allein gestellt und ihr kann selbst im schlimmsten Falle erst nach 24 Stunden geholfen werden, da auch die Pflegeleitung nicht eingeweiht ist. Wird sie es schaffen, Jurek das Versteck des Mädchens zu entlocken, bevor es zu spät ist?

Meine Meinung:
Der neue Band steht seinen Vorgängern in nichts nach. Joona Linna und Saga Bauer sind wieder einmal in Bestform und lassen den Leser nur so durch die Seiten fliegen. Die kurzen Kapitel und die wechselnden Handlungsstränge und Schauplätze leisten ebenfalls ihren Beitrag dazu.

Die Erzählungen aus der psychiatrischen Anstalt und dieses Gefühl, den falschen Menschen ausgeliefert zu sein, lassen einem fast das Blut in den Adern gefrieren. Die brutalen Abläufe lassen nur vage erahnen, was es überhaupt heisst, in Isolation zu leben.

Auch Jurek Walter als „Moriarty par Excellence“, ist ein Gegner, der den Ermittlern immer einen Schritt voraus ist. Joona Linna und Saga Bauer müssen all ihr Können unter Beweis stellen, um hier der Lösung auf die Spur zu kommen.

Wie gewohnt erzählt das Autorenduo seine Kriminalgeschichten im Präsens, um so den Charakter eines Action-Films zu erzeugen. Was zunächst einiger „Eingewöhnungsseiten“ bedarf, ist nach einiger Zeit kaum mehr wegzudenken und gleichzeitig auch das Merkmal des erfolgreichen Duos.

Am Ende hat der Leser Antworten auf einige Fragen aus der Vergangenheit erhalten. Obwohl klar war, was nach der Auflösung passieren würde, kann ich kaum den nächsten Teil abwarten. Also bitte, liebes Ehepaar Ahndoril: Schreibt schneller!

sanja