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Martha Brockenbrough - Das Spiel von Liebe und Tod

Martha Brockenbrough – Das Spiel von Liebe und Tod
Loewe-Verlag
397 Seiten
ISBN: 978-3-7855-8262-6
18,95 €
ab 14 Jahren

[wc_highlight color=“red“]Zur Autorin: [/wc_highlight]
Martha Brockenbrough hat beruflich schon viel erlebt. Sie hat für MSN.com gearbeitet und hat sich Fragen für Trivial Pursuit ausgedacht. Sie hat Promis interviewt und den Nationalen Grammatiktag ins Leben gerufen. Sie lebt mit Ihrer Familie in Seattle und spielt in einer Band. Das Spiel von Liebe und Tod ist ihr zweites Jugendbuch. Ihr erstes Buch Echt mieses Timing ist bei Dressler erschienen.

[wc_highlight color=“red“]Zum Buch: [/wc_highlight]
Was, wenn es Tod und Liebe in persona gäbe und beide über die Jahrhunderte hinweg immer wieder ein Spiel spielten? Ein Spiel, bei dem nicht nur einer der beiden gewinnen oder verlieren kann, sondern die gesetzten Spielfiguren im schlimmsten Fall ihr Leben lassen müssen? Romeo und Julia, aber auch Napoleon und Josefine haben eines gemeinsam: sie waren alle schon einmal Spielfiguren in diesem Spiel. Doch dieses Mal haben Tod und Liebe sich zwei Spieler ausgesucht, die unterschiedlicher nicht sein könnten.

[wc_highlight color=“red“]Meine Meinung: [/wc_highlight]
Laut Klappentext versprach die Lektüre außergewöhnlich und verzwickt zugleich werden. Daher sprach mich das Buch sofort an. Ein interessantes Thema. Ich mag es, wenn „um die Ecke gedacht“ wird.
Die Autorin schafft es, das Unmögliche wahr werden zu lassen: Tod und Liebe als Widersacher in einem uralten Spiel. Ein jeder hat seine Spielfiguren gesetzt. Doch je weiter die Zeit fortschreitet, desto auswegloser wird die aufkeimende Liebe zwischen Flora und Henry. Als dann auch noch Tod und Liebe selbst in die Handlung eingreifen vor Ort mitmischen, scheint alles aus den Fugen zu geraten.

Martha Brockenbrough schafft in ihrem Buch zwei verschiedene Erzählstränge. Auf der einen Seite erleben wir die Zusammentreffen zwischen Liebe und Tod, als zwei Freunde, die sich lieben und zugleich hassen. Irgendwann haben sie angefangen, dieses Spiel zu spielen. Nur so als Zeitvertreib.
Auf der anderen Seite erleben wir, wir sich die beiden Spielfiguren Flora und Henry kennenlernen und immer besser verstehen. Doch nicht nur Flora ist gegen diese aufkeimende Liebe. Auch ihr Umfeld macht es den beiden alles andere als leicht.

Der Handlungsort ist absolut grandios gewählt und nicht alltäglich:
Amerika, im Jahre 1937. Europa steht kurz vor dem Ausbruch des 2. Weltkrieges und Flora, eine junge schwarze Sängerin, träumt davon den Himmel zu erobern und Pilotin zu werden. Henry, der in seinem kurzen Leben auch schon viel erdulden musste, ist völlig hingerissen von Flora und ihrer Stimme. Doch nicht nur ihre Hautfarbe trennt die beiden…

Manche Menschen waren, genau wie manche Songs, einfach mehr als bloß die Summe ihrer Teile.
Martha Brockenbrough // Das Spiel von Liebe und Tod // Seite 140

Die Erzählstränge wechseln zwischendurch immer wieder ab. Als dann auch noch Liebe und Tod anfangen mitzumischen, muss man schon gehörig aufpassen, um nichts durcheinander zu werfen. Gerade das ist es, was mir so gut gefällt.

Das Buch ist bei weitem keine leichte Kost und stellt sich auch den Grundsatzfragen des Lebens. Außerdem wird man angeregt, sich noch einmal mit der Geschichte auseinander zu setzen, zum Beispiel dem Absturz der Hindenburg. Das Buch ist mit Sicherheit auch eher für anspurchsvollere Leser gedacht.

All dies verwebt die Autorin geschickt zu einer Erzählung, ohne damit zu viel in einen Topf zu werfen. Hier passt es einfach. Sie schaffte eine bildhafte Atmosphäre. Die 1930er Jahre mit ihren Problemen, die Musik, der Jazz, Rassentrennung. All das wird überdeutlich wahrgenommen und ausgefüllt. Trotzdem hätte ich mir manchmal gewünscht, dass einige Szenen nicht so schnell „abgehandelt“ worden wären.

Dieser Kuss – er fühlte sich so an, als breitete sich ein Licht in ihnen aus. Er war eine Erinnerung und ein Versprechen, ein Rätsel und ein Wunder. Er war Musik. Ein Songtext. Ein Flug. Eine wahre Geschichte. Und er gehörte ihnen allein.
Martha Brockenbrough // Das Spiel von Liebe und Tod // Seite 387

Außerdem hätte der Geschichte auch ein wenig mehr Würze in Form von weiteren Intrigen seitens Tod sehr gut bekommen. Alles in allem war mir Tod zu seicht und melancholisch. Oh, sie konnte durchaus austeilen, aber dennoch wirkte sie in vielen Momenten einfach nur verletzlich, ob der der vielen Gräueltaten, die sie begangen hat. Aber vielleicht wollte die Autorin Tod auch nicht als ultimatives Schreckensbild darstellen, sondern als eine Freundin, die man nach einem langen Leben durchaus willkommen heißen kann.

[wc_highlight color=“red“]Fazit: [/wc_highlight]
Eine ungewöhnliche Geschichte, die ich so in der Form noch nicht gelesen habe. Trotz der manchmal etwas seichten Art, hat es mir gut gefallen. Die Atmosphäre ist einzigartig dargestellt und das Setting verhilft der Erzählung zu neuen Ufern. Liebe und Tod sind die Konstante innerhalb der Geschichte. Der Jazz rundet alles ab und schafft eine neue Leichtigkeit.

Sanja

Christoph Scheuring - Echt1

Christoph Scheuring – Echt
Magellan-Verlag
255 Seiten
ISBN: 978-3-7348-5001-1
ab 14 Jahren

[wc_highlight color=“red“]Zum Autor:[/wc_highlight]
Christoph Scheuring, geboren 1957, arbeitete bereits als Journalist für die großen Zeitungen, wie DER SPIEGEL, oder DIE ZEIT.

[wc_highlight color=“red“]Zum Buch:[/wc_highlight]
Albert geht Tag für Tag an den Bahnhof, um die Menschen dort zu studieren und im perfekten Moment auf den Auslöser seiner Digitalkamera zu drücken. Albert hat ein ungewöhnliches Hobby: er sammelt Abschiede. Eines Tages lernt er Kati kennen. Sie lebt in einem alten Boot auf einem Schrottplatz und kennt den täglichen Kampf ums Überleben. Durch sie und ihre Freunde lernt Albert noch eine ganz andere Seite von Hamburg kennen, eine schmutzige und verrohte. Als Kati sich für eines seiner Abschiedsbilder interessiert, machen sich die beiden auf, um die Wahrheit hinter diesem Bild zu suchen. Eine Wahrheit, die schmerzlicher ist als alles, was Kati bisher erlebt hat.

[wc_highlight color=“red“]Meine Meinung:[/wc_highlight]
Das Buch ist schon harter Tobak. Es zeigt die dunklen Facetten einer Großstadt. Die Randgruppen. Die, um die man besser einen Bogen macht. Doch Albert schaut nicht weg, als er sie erkennt. Denn auch diese Menschen haben jeder ihr eigenes Schicksal, dass sie bis dorthin geführt hat. Jeder hat seine Gründe wegzulaufen, vor einer Gesellschaft, in die er nicht hineinpasst.

Gut gefallen haben wir die unterschiedlichen Charaktere: Da ist zum einen Albert. Er ist 16 Jahre alt und lebt mit seinem verschrobenen Vater zusammen. Seine Mutter hat die beiden schon vor Jahren verlassen. Auf seinen Streifzügen durch Hamburg begegnet er Kati. Kati, die ihn nicht mehr loslässt, die hübscheste Eule des Universums.

Ich schaute sie an, wie sie da auf dem Dach saß und zum Horizont schaute. Ihre Hooliganhände. Die schmalen Arme. Die weichen Lippen. Und die Trauer und Fröhlichkeit, die in ihrem Gesicht so dicht beieinanderwohnten.
Christoph Scheuring // Echt // Seite 60

Kati ist geheimnisvoll, eigenständig und zieht Albert magisch an, wenn sie ihn nicht gerade wegstößt. Kati ist verletzlich und Albert möchte sie beschützen, doch das würde Kati niemals zugeben.

Einer von Katis Freunden ist Sascha. Ein Junkie, der manchmal tagelang zugedröhnt ist und trotzdem wie eine Mutter oder eher wie ein Vater für die anderen auf der Platte sorgt. Da ist zum Beispiel Rico, der zwar Shit rauchen darf, aber sobald ihn Sascha mit was Härterem erwischen würde, würde er ihn umbringen. Oder Mona, die jegliche Würde verloren hat und sich jedem hingibt.  Trotzdem teilen alle das Wenige, was sie haben, miteinander.

Albert wird schnell in die Gruppe aufgenommen. Man verleitet ihn zu allerlei Straftaten, doch nicht so, dass man ihm wünscht, in die schiefe Bahn abzudriften. Denn schließlich hat Albert etwas, von dem alle Träumen: einen festen Wohnsitz und auch die Zukunft, etwas aus einem Leben zu machen.

Dieser Sommer ist für Albert ein einziges großes Abenteuer. In diesem Sommer findet er nicht nur Freunde, sondern auch endlich zu sich selbst und wird Erwachsen.

Christoph Scheuring - Echt2

Man erkennt, wie schnell man von einem guten Leben in die Obdachlosigkeit abrutschen kann und was man tun sollte, um dies zu vermeiden. Dies ist kein belehrender Roman, auch keine Milieustudie sondern eine Geschichte mitten aus dem Leben. Er erzählt aber auch von wahrer Freundschaft, die keine Vorurteile kennt.

[wc_highlight color=“red“]Fazit:[/wc_highlight]
Ein Abenteuerroman, der nicht im Urwald-Dschungel sondern im Großstadt-Dschungel spielt und bei weitem kein Happy-End birgt. Eben wie im echten Leben.
Von mir eine klare Leseempfehlung!

P.S. Der Wal hat sich für das Foto nicht in Lebensgefahr begeben. Die Gleise sind stillgelegt und höchstens zu trocken!

Sanja

 

Anne Freytag - Mein bester letzter Sommer

Anne Freytag – Mein bester letzter Sommer
Heyne fliegt
367 Seiten
ISN: 978-3-453-27012-1
14,99 €
ab 14 Jahren

[wc_highlight color=“red“]Zur Autorin:[/wc_highlight]
Anne Freytag wurde im Jahre 1982 geboren und arbeitete für eine Werbeagentur. Sie veröffentlichte bereits mehrere Romane, teilweise unter ihrem Pseudonym Ally Taylor und widmet sich mittlerweile ganz dem Schreiben.
„Mein bester letzter Sommer“ ist ihr erstes Jugendbuch. Sie lebt und arbeitet in München.

[wc_highlight color=“red“]Zum Buch:[/wc_highlight]
Tessa ist 17 Jahre alt und hat ihr ganzes Leben noch vor sich. Eigentlich. Doch Tessa ist unheilbar krank und hat nur noch wenige Wochen zu leben. Sie träumt von ihrem ersten perfekten Kuss. Dem ersten Sex mit der großen Liebe. Das wird sie jedoch nicht mehr erleben.
Tessa ist sauer, auf ihre Familie und dieses beschissene kurze Leben. Sie ist ohnmächtig, denn sie kann nichts dagegen tun. Sie kann einfach nur noch warten. Warten auf den Tod. Doch dann taucht plötzlich Oskar auf. Oskar, der hinter ihre Fassade blickt und nicht locker lässt. Er macht ihr einen ungewöhnlichen Vorschlag und schon bald brechen die beiden auf nach Italien, zu ihrem besten und letzten Sommer ihres Lebens.

Anne Freytag - Mein bester letzter Sommer

[wc_highlight color=“red“]Meine Meinung: [/wc_highlight]
Tessa ist ein verletzliches Mädchen, in sich gekehrt. Sie hat schon fast mit ihrem Leben abgeschlossen. Statt die Zeit sinnvoll zu nutzen, vergräbt sie sich in ihrem Zimmer und plant ihre eigene Beerdigung. Als sie Oskar kennenlernt, löst er etwas in ihr aus. Gefühle und diesen unbändigen Hunger nach Leben.  Nicht nur ihm gegenüber, beginnt sie sich zu öffnen, sondern auch ihrer Familie gegenüber. Doch sie will sich ihre Gefühle zu Oskar nicht eingestehen. Will sie sogar unterbinden, bis er ihr unmissverständlich klar macht, dass er bei ihr bleiben wird. Sie verlieben sich in einander. Ganz langsam und zaghaft. So als könnte das Band, dass sie beide verbindet, entzwei brechen.

Wenn dich dieser eine Mensch berührt, der dich berührt, bleibt die Welt stehen.
Anne Freytag // Mein bester letzter Sommer // S. 74

Schon zu Beginn ist schnell klar: das ist kein Buch für „mal eben zwischendurch“. Das ist ein Buch mit Herz und Romantik, aber auch Schmerz. Es ist wie eine leichte Brise, die zu einem gewaltigen Orkan heranwächst und mich als Leser traurig und dankbar zugleich zurücklässt. Traurig, weil es einfach Schicksale gibt, die sind nicht fair. Niemals. Und dankbar, weil ich einfach Chancen im Leben habe, die andere niemals haben werden.  Man sollte jeden Tag intensiv leben. Auskosten. Wie schnell verrinnt der Sand im Stundenglas des Lebens.

Das Leben wird nicht definiert von den Momenten, in den du atmest, sondern von denen, die dir den Atem rauben.
Anne Freytag // Mein bester letzter Sommer // S. 24

Anne Freytag - Mein bester letzter Sommer

In Begleitung der eigenen Tessa-und-Oskar-Playlist, erlebt man den Sommer in Italien, mit all seinen Höhen und Tiefen. Es gibt Momente, da möchte ich Tessa einfach nur schütteln und wachrütteln. Doch auch Oskar hat eine dunkle Seite, die bald zum Vorschein kommt. Und trotzdem gibt es immer wieder Momente, in denen sie einfach nur glücklich sind.

Ich habe das Buch bereits vor einigen Tagen beendet, brauchte aber diese Zeit zum Nachdenken. Über mich und mein Leben. Das ist es, was das Buch mit dir anstellt. Es hält dir den Spiegel vor und lässt dich unweigerlich nachdenklich zurück. Es katapultiert dich wieder in deine Jugend. Mitten hinein in die Sturm-und-Drang-Zeit.  Doch was ist, wenn man niemals die Möglichkeit hat, dieses Leben zu leben? Man sich niemals wird verlieben können? Heiraten? Die eigenen Kinder wird aufwachsen sehen? Ich möchte es mir nicht ausmalen. Ich möchte einfach nur glücklich sein über das, was ich bereits erleben konnte und noch erleben werde.

Und ja, ich werde einen anderen Blick auf die Dinge haben. Meinen Blick fokussieren. Heranzoomen. Genießen. Lieben. Lachen. Leben.

[wc_highlight color=“red“]Fazit:[/wc_highlight]
Dieses Buch ist einfach alles: intensiv und lebensbejahend und unendlich traurig. Es ist aber auch auf eine unglaubliche Art fröhlich. Es ist wie der Sommer und wie die Liebe. Diese eine große Liebe, die dir den Boden unter den Füßen wegzieht. Es ist wie der Sand, der durch die Finger gleitet. Es ist einfach nur wunderschön.