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Elisabeth Herrmann – Zeugin der Toten
List Verlag
19,99 €

 

 

Zur Autorin:
Die Autorin Elisabeth Herrmann wurde 1959 in Marburg an der Lahn geboren und machte nach der Schule zunächst eine Bauzeichnerlehre, die sie allerdings abbrach. Sie arbeitete als Betonbauerin und Maurerin, ehe sie auf dem Frankfurter Abendgymnasium ihr Abitur nachholte und in Frankfurt und Berlin studierte.

Im Jahr 2005 erschien ihr erster Kriminalroman Das Kindermädchen, dem ersten Band einer Reihe um den Anwalt Joachim Vernau. Für dieses Buch wurde sie von der Jury der KrimiWelt-Bestenliste mit dem Preis für den besten deutschsprachigen Krimi des Jahres 2005 ausgezeichnet (zur Zeit in der Verfilmung für das ZDF mit Jan Josef Liefers in der Hauptrolle).

Mit Zeugin der Toten legt Elisabeth Herrmann nun einen Spannungsroman vor, der eine ganz ungewöhnliche Heldin vorstellt. Die Autorin lebt mit ihrer Tochter in Berlin.

 

Zum Buch:

Elisabeth Herrmann erzählt in ihrem neuen Buch „Zeugin der Toten“ die Geschichte von Judith Kepler, einer Cleanerin, die für eine Reinigungsfirma Tatorte reinigt und wieder „bewohnbar“ macht. Sie ist ein Profi auf ihrem Gebiet und wird besonders gern für Spezialfälle eingesetzt. Ihr Chef, ein Rauhbein mit Herz, hat sie selbst vor Jahren zur Cleanerin ausgebildet.

Doch eines Tages wird sie auf unangenehme Weise mit ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert. Eine Frau in einem Plattenbau in Berlin, nicht unweit ihrer eigenen Wohnung, wurde brutal ermordet. Nachdem der Tatort freigegeben wurde, wird Judith zur Reinigung dahin geschickt und findet Hinweise, dass die Tote mit ihrem eigenen Schicksal verknüpft ist: Judith selbst wurde unter mysteriösen Umständen in einer Nacht-und Nebelaktion in ein Kinderheim in Sassnitz auf Rügen gebracht und verbrachte dort rund 10 Jahre. Sie wuchs ohne Familie auf, wurde drogenabhängig und hat viel Schlimmes erlebt. Trotzdem hat sie die Kurve gekriegt und ins Leben zurückgefunden. Doch ihr Rätsel konnte sie nie lösen.

Sie findet heraus, dass die Tote, eine Schwedin, Judith’s Unterlagen aus dem Heim aus Sassnitz angefordert hat. Dieselben Unterlagen von denen Judith dachte, sie wären im Zuge der Stasi-Aktenvernichtung entsorgt worden.

Judith begibt sich auf ihre Spur und wird schnell selbst zur Gejagden: BND, CIA und MfS sind hinter ihr her. Hat all das etwas mit ihrer Vergangenheit zu tun? Mit ihrer Herkunft?

Judith kreuzt den Weg des EX-BND-Agenten Quirin Kaiserly, der sein ganz eigenes Trauma zu bewältigen hat. Vor rund 25 Jhren ist bei dem Versuch, geheime Daten, sogenannte Klarnamen von Agenten in den Westen zu schmuggeln, deutlich etwas schief gegangen. Ganz allmählich wird klar, dass Judith in all das verwickelt ist.

Notgedrungen raufen die beiden sich zusammen und ihr Weg führt sie von Berlin über Sassnitz nach Malmö und wieder zurück. Doch bis das ganze Rätsel um Judith’s Vergangenheit gelöst wird, vergeht noch eine ganze Weile. Während dieser Zeit ist sie sich nicht sicher, wem sie überhaupt noch trauen kann. Geheimdienste treten an sieheran und versuchen nicht nur für das eigene Land einen Vorteil aus der Geschichte zu ziehen. Letztendlich verfolgt jeder sein ganz eigenes Ziel.

Elisabeth Herrmann versteht es den Leser in ihren Bann zu ziehen. Was zunächst als Krimi mit einer ungewöhnlichen Heldin, die beruflich Tatorte reinigt, begann, entwickelt sich allmählich zu einem spannenden Agentenkrimi, der das Thema des kalten Krieges, der Verschwörungen und der konspirativen Zusammentreffen und nicht zuletzt das ganze Ost-/West-Trauma wieder aufleben lässt.

Die Autorin hat die Geschichte hervorragend recherchiert und teilweise wahre Fakten mit einfliessen lassen. Die Charaktere sind glaubwürdig und es wird abwechselnd aus mehreren Perspektiven erzählt. Die Stukturen, vor allem die der Geheimdienste, sind komplex – es ist auf jeden Fall kein Buch, dass man so eben nebenbei lesen kann.

Auch wenn es eigentlich nicht mein Thema ist, muss ich sagen, daas es mich regelrecht gefesselt hat. Das Buch macht Lust auf mehr und zum Glück ist hier eine Fortsetzung geplant.

sanja

 

Judith Merchant – Nibelungenmord]
Knaur.
9,99  €

 

Zur Autorin:
Judith Merchant, geb. 1976, Germanistin und Dozentin für Literatur, lebt mit ihrer Familie in Königswinter am Rhein. 2008 erhielt sie für ihre Kurzgeschichte Monopoly den Friedrich-Glauser-Preis. Nibelungenmord ist Judith Merchants Romandebüt, das im sagenumwobenen Siebengebirge spielt.

Zum Inhalt:
Eine Frauenleiche – gefunden in einer sagenumwobenen Höhle des Siebengebirges, wo Siegried einst den Drachen tötete. Noch am selben Tag wird in Königswinter die Ehefrau des Notars vermisst. Hat die Geliebte des Notars, die exzentrische Künstlerin Romina, ihre Widersacherin kaltblütig ermordet? Die Bewohner von Königswinter stürzen sich gierig auf auf diesen Skandal. Kommissar Jan Seidel und seine eigenwillige Großmutter Edith müssen erkennen, dass die Lösung des Verbrechens aber weitaus komplizierter ist.

Meine Meinung:
In Königswinter wird eine Frauenleiche in einer Höhle gefunden. Zeitgleich wird die Frau des ortsansässigen, bekannten Notars Michael Sippmeyer, an ihrem 40. Geburtstag vermisst gemeldet. Es wird natürlich angenommen, dass die Tote und die Vermisste, ein- und dieselbe Person sind. Doch als Kommissar Jan Seidel und seine Kollegin Elena die Ermittlungen aufnehmen, stellt sich schnell heraus, dass die Tote eine andere Person ist, die zunächst keiner vermisst. Im weiteren Verlauf geraten Michael Sippmeyer sowie seine (un-) heimliche Geliebte, die exzentrische Künstlerin Romina Schleheck ins Visier der Ermittlungen.

Ebenfalls mit von der Partie sind Sven Sippmeyer, seineszeichens Sohn der meisst bekifft in der Ecke liegt und seine Mitschülerin Lara, in der verliebt ist.

Leider bleibt die Spannung im Roman auf der Strecke. Kommissar Jan Seidel, der mehr mit seinem Privatleben (er hat gerade eine geplatze Hochzeit zu verkraften) beschäftigt ist, als mit der Ermittlung selbst. Diese zieht sich seitenweise dahin, ohne dass die Ermittlung vonstatten geht. Ausserdem scheint er noch andere psychische Probleme zu haben, da er a. Angst vor Leichen hat und b. ständig seine Dienstwaffe verlegt. Beides in meinen Augen völlig inakzeptabel für einen Kommissar und auch nicht wirklich lustig.

Einzig Edith Herzberger, Jans Oma, bei der er vorübergehend wohnt, bringt etwas Schwung in die Geschichte und übernimmt kurzerhand selbst die Ermittlingen. Schon zu Beginn des Buches hat sie mich überrascht und überzeugt, als sie sich gegen eine böse Frau zur Wehr setzen muss, die sie im Auftrag ihrer Tochter in ein Altenheim stecken will. Herrlich diese Szene! Aber leider geht es kurz danach mit der ganzen Handlung bergab.

Am Ende wird zwar doch noch alles aufgeklärt und auch hier spielt Edith eine wichtige Rolle, denn sie hat schon früh den Knackpunkt gefunden und Miss-Marple-like ihre graue Zellen angestrengt. Sympathisch war sie mir auch, weil sie im früheren Leben eine Buchhandlung führte und aufgrund der vielen Kriminalromande, die sie gelesen hat, auf die Lösung kam.

Die übrigen Charaktere haben wenig Tiefgang und muten nicht nur an manchen Stellen merkwürdig an. Etwas mehr Ermittlungsarbeit hätte dem Kriminalroman mit Sicherheit gutgetan, obwohl die Autorin sich von der Recherche ernüchtert fühlte und sich dann für eine literarische Reduktion entschieden hat, wie sie in einem Interview mit der Autorin Aveleen Avide berichtete.

Mich hat der ganze Roman leider nicht überzeugt und ich kämpfe gerade mit mir, da es für mich tatsächlich das erste schlechtere Buch ist, das ich gelesen habe, seit ich diesen Blog betreibe.

Da die beiden „Ermittler“ Jan Seidel und Oma Herzberger aber in der Zukunft noch weitere Fälle zu klären haben, momentan schreibt die Autorin an einer Fortsetzung, werde ich mir aus reiner Neugier den nächsten Teil besorgen. Ich hoffe inständig, dass die Autorin dann etwas dazugelernt hat.

sanja

Gestern war ich auf de Lesung von Nele Neuhaus in Dortmund, die ihr neues Buch
„[amazon asin=3548283519&text=Wer Wind sät]“ vorstellte.

Die Lesung war gut besucht und soweit ich das beurteilen kann auch ausverkauft.

Um 20.15 Uhr ging es los: Nele Neuhaus wurde von einer Mitarbeiterin der Mayerschen Buchhandlung vorgestellt.

Danach erzählte Nele Neuhaus selbst einiges über sich: Wie sie zum Schreiben kam und wie sie angefangen hat ihr erstes Buch „on demand“, also im Selbstverlag zu drucken. Die Bücher wurden kurzerhand in der Garage geparkt und in der Familien-Fleischerei, die sie zusammen mit ihrem Mann führt, neben Wurst und Sonntagsbraten angeboten. Im Weihnachtsgeschäft und dank Nele Neuhaus‘ Geschäftsinn waren alle 500 Erstdrucke nach kurzer Zeit ausverkauft. Ihr Mann habe damals gedacht: „Gott sei Dank! Jetzt ist es vorbei“, erinnerte sie sich. Doch dann ging es erst richtig los: Das nächste Buch wurde bereits mit einer Auflage von 5000 Stück gedruckt und zunächst auch noch in der Garage zwischengelagert. Um dem wachsenden Ansturm der Bestellungen gerecht werden zu können, wurden kurzerhand die Auslieferfahrer mit eingespannt und lieferten neben der „Wurscht“ auch ihre Bücher an die im Umkreis liegenden Buchhändler aus. Bis eines Tages der Ullstein-Verlag auf Nele Neuhaus aufmerksam wurde und ihren mittlerweile 3. Krimi „Tiefe Wunden“ veröffentliche. Dieser erklomm auf Anhieb die Spiegel-Bestsellerliste.

Zwischendurch wurde natürlich auch aus dem neuen Kriminalfall „Wer Wind sät“ gelesen, in dem die beiden Ermittler plötzlich im Umfeld einer Bürgerinitiative ermitteln, die gegen den geplanten Bau eines Windparks kämpft. Der Roman erschien gerade erst am 13.05.11 und schoss direkt auf Platz 1 der Spiegel-Bestseller-Liste.

Was ist dran am Nele-Neuhaus-Phänomen? Sie ist wohl deshalb so erfolgreich, weil sie einfach eine von „uns“ ist. Die nette Frau von nebenan, die in ihrem Heimatstädtchen in Kelkheim auch immer noch (allerdings seltener) in der Fleischfabrik ihres Mannes mit anpackt- und weil die Tatorte direkt vor der Tür liegen. Gut, ok, jetzt nicht direkt vor meiner Tür, da ich in NRW lebe und rund 200 km dazwischen liegen. Aber gerade das Gefühl, die Personen aus den Romanen könnte man tatsächlich kennen, macht wohl den Reiz aus. Sogar die Koreaner konnten sich dem Reiz nicht entziehen. Schon „Schneewittchen muss sterben“, der 4. Teil der Taunus-Reihe wurde in 15 Sprachen übersetzt.

Alles in allem war es ein sehr schöner und informativer Abend. Bei der nächsten Lesung bin ich wieder dabei. Wenn der 6. Teil erscheint…

Leider muss ich gestehen, dass ich das neue Buch noch nicht gelesen habe, aber das wird in Kürze nachgeholt. Versprochen!

Signiert wurde zum Schluss natürlich auch noch: