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Melanie Raabe – Die Wahrheit
btb-Verlag
441 Seiten
ISBN: 978-3-442-75492-2
16,00 €

[wc_highlight color=“red“]Zur Autorin: [/wc_highlight]
Melanie Raabe, 1981 in Jena geboren, studierte Medienwissenschaften und Literatur. Sie ist Journalistin, Drehbuchautorin, Bloggerin, Performerin und Theaterschauspielerin.
Ihr Roman Die Falle bescherte ihr den internationalen Durchbruch und wurde in 21 Länder verkauft. Die Filmrechte hierzu hat sich TriStar Pictures gesichert.
Ihren Blog findet Ihr unter:  www.biographilia.com

[wc_highlight color=“red“]Worum geht es? [/wc_highlight]
Vor sieben Jahren verschwand der reiche Geschäftsmann Philipp Petersen auf einer Geschäftsreise in Südamerika. Seitdem hat ihn niemand mehr gesehen und seine Frau Sarah zieht den gemeinsamen Sohn alleine groß. Lange dauerte es, die Trauer zu überwinden und ganz allmählich ein neues Leben zu beginnen. Doch plötzlich erhält Sarah vom Auswärtigen Amt die Nachricht, dass Phillip noch am Leben ist und nach Hause kommt. Tags darauf ist es soweit. Die Medien stürzen sich geradezu auf diese Neuigkeit, doch Sarah weiß nicht recht, was diese Nachricht in ihr auslöst. Wird sie nach all den Jahren den Mann, den sie einst liebte in ihm wiedererkennen? Warum taucht er gerade jetzt auf, als sie beschlossen hat, alles hinter sich zu lassen?
Als sie Phillip vom Flughafen abholt, durchfährt es sie wie ein Blitz: dieser Mann ist nicht Philipp. Doch ehe sie es sich versieht, sitzt sie mit dem Fremden in ihrem Haus. Und nicht nur das. Er bedroht Sarah. Sie solle die Sache nicht auffliegen lassen. Doch eine Frage bleibt:
Was will er von ihr?

[wc_highlight color=“red“]Meine Meinung: [/wc_highlight]
Lange habe ich mich nicht mehr so auf ein Buch hingefiebert, wie dieser Veröffentlichung. Mehr als gespannt war ich. Konnte der neue Roman den Erstling übertreffen?

Sarah lebt mit ihrem Sohn im Haus der Schwiegermutter, die in ein Altersheim umgezogen ist. Im Haus selbst wurde nichts verändert. Es strahlt noch immer eine nordische Kühle aus, die auch ihre Schwiegermutter stets umgibt. Es stehen noch dieselben Möbel an Ort und Stelle. Sarah hätte es nicht gewagt hier Hand anzulegen. Sie war als Schwiegertochter alles andere als willkommen.

Dann taucht dieser Fremde auf und bedroht Sarah mit dem wichtigsten was ihr noch bleibt: ihrem Sohn. Um ihn zu schützen, muss sie sich fügen.

Der alte, böse Traum hat es vertrieben, und in mir rührt sich nun plötzlich etwas ganz anderes, zögerlich, aber unaufhaltsam, wie ein kleines Tier mit spitzen Zähnen, das erstmals nach langem Winterschlaf den Bau verlässt: die Vorahnung von etwas Schlimmen.
Melanie Raabe // Die Wahrheit // Seite 37

Über allem droht noch eine ungeheuerliche Entdeckung, die Philipp und Sarah auf ewig verbindet und der Fremde weiß davon. Doch woher? Woher kennt er alle diese Informationen? Kannte er Philipp?

Der Anfang beginnt zunächst vielversprechend. Der Plot klingt spannend und Melanie Raabe versteht ihr Handwerk. Sie schafft es eine spannende Atmosphäre zu erschaffen und man ist kaum gewillt, das Buch aus der Hand zu legen. Immer wieder gibt es Wendungen, sodass man Seite um Seite um Seite weiterlesen möchte.

Zum Ende hin hatte ich gehofft, dass es noch einmal einen letzten Turn, eine letzte Wendung gibt. Einen Kniff, der zuvor nicht ins Bild passte und nun die Lösung bietet. Das es alles sein mag, nur nicht diese Auflösung, die offenkundig auf der Hand lag.
Was soll ich sagen? Leider gab es diese nicht und das Ende ist in meinen Augen nicht befriedigend.

[wc_highlight color=“red“]Fazit: [/wc_highlight]
Leider konnte mich Melanie Raabe dieses Mal nicht ganz überzeugen. Dies lag weder an ihrem hervorragenden Erzählstil, noch an dem spannenden Plot, sondern schlicht und einfach an der Auflösung. Da dies bekanntlich Geschmackssache ist, sollte sich jeder selbst ein Urteil bilden.
Alles in allem würde ich jederzeit wieder zu einem Buch von Melanie Raabe greifen.

sanja

Anneliese Mackintosh – So bin ich nicht


Anneliese Mackintosh – So bin ich nicht (Gretas Storys)

Aufbau-Verlag
253 Seiten
ISBN: 978-3-351-03628-7
19,95 €

[wc_highlight color=“red“]Zur Autorin: [/wc_highlight]
Anneliese Mackintosh lebt in Manchester. Sie studierte an der Universität von Nottingham und hat einen Master in Creative Writing. So bin ich nicht ist ihr erstes Buch, dass auf dem deutschen Markt erschien.

[wc_highlight color=“red“]Zum Buch: [/wc_highlight]
Greta hat im Leben bisher noch nicht viel erreicht. Trotzdem hat sie Wünsche. Mittlere bis kleine Wünsche, die sich in ihre Seele brennen. Sie würde gerne mit dem Trinken aufhören und ihr Leben mehr in die Spur bringen. Außerdem möchte sie ihren Vater zurück, den sie sehr vermisst. Und sie möchte endlich einen echten Organsmus erleben.

[wc_highlight color=“red“]Meine Meinung: [/wc_highlight]
Schonungslos, dramatisch, aber auch offen und ehrlich, erzählt die Autorin Anneliese Mackintosh  die Geschichte von Greta, die sich einfach nur ein ganz normales Leben wünscht und das durch alle Höhen und Tiefen.
Greta, die nie über den frühen Tod ihres Vaters hinwegkommt, bleibt mit ihrer Schwester und ihrer Mutter alleine zurück. Die Mutter ertränkt ihre Trauer in Alkohol und die Schwester ist psychisch krank und suizidgefährdet. Oftmals muss Greta die Probleme der beiden lösen und wird so stets aus ihrem eigenen Leben herausgerissen.

Immer weiter gerät Greta in diesen Strudel, aus dem sie sich nicht selbst befreien kann. Ihr Freund hat sie verlassen und sie zieht wieder bei ihrer Mutter ein. All die Abnabelungsversuche tragen keine Früchte. Auch wegen ihrer unbändigen Trauer über dem Verlust ihres Vaters, flüchtet sie in Alkohl, Drogen und exzessiven Sex.

Ich hörte auf, vor meinem Spiegelbild wegzulaufen, und bewegte mich langsam, behutsam darauf zu.
Anneliese Mackintosh // So bin ich nicht // Seite 101

Gretas Erlebnisse, die zu 68 % der Autorin entsprechen und zu 32 % frei erfunden sind, werden in kurzen Kapiteln, ja schon fast eigenen Kurzgeschichten erzählt. Die einzelnen Kapitel sind zusammenhanglos und bunt durcheinander gewürfelt, sodaß man beim Lesen echt Mühe hat, den Gedankengängen der Autorin zu folgen. Immer wieder verliert man sich innerhalb der Geschichte.

Die meisten Kapitel sind aus Gretas Perspektive erzählt. Doch es gibt Ausnahmen, wie zum Beispiel Anweisungen, die Greta an sich selbst geschrieben hat oder eine Anleitung, wie man ein alkohlkranker Schriftsteller wird. Gerade dadurch wird überdeutlich, welches erzählerische Talent die Autorin hat.

Trotz allem hat mich das Buch mit einem großen Fragezeichen zurückgelassen. Man fragt sich unweigerlich: Wie konnte es soweit kommen? Wieso hat sie nicht schon früher die Reißleine gezogen? Die Sprache ist oft derbe vulgär und ließ mich angewiedert zurück. Daher bin ich sehr zwiegespalten, was die Beurteilung angeht. Sicher ist, das Buch hallt lange nach und vielleicht, ja vielleicht, ist es ein Kandidat, dem man noch einmal eine Chance geben muss.

[wc_highlight color=“red“]Fazit: [/wc_highlight]
Eine aufwühlende, ermotionsgeladene Geschichte. Randvoll mit Trauer, die nicht richtig verabeitet wird. Sie sickert immer wieder durch und manchmal trifft sie mit voller Wucht. Dramatisch und schonungslos.

Sanja

Anne Freytag - Mein bester letzter Sommer

Anne Freytag – Mein bester letzter Sommer
Heyne fliegt
367 Seiten
ISN: 978-3-453-27012-1
14,99 €
ab 14 Jahren

[wc_highlight color=“red“]Zur Autorin:[/wc_highlight]
Anne Freytag wurde im Jahre 1982 geboren und arbeitete für eine Werbeagentur. Sie veröffentlichte bereits mehrere Romane, teilweise unter ihrem Pseudonym Ally Taylor und widmet sich mittlerweile ganz dem Schreiben.
„Mein bester letzter Sommer“ ist ihr erstes Jugendbuch. Sie lebt und arbeitet in München.

[wc_highlight color=“red“]Zum Buch:[/wc_highlight]
Tessa ist 17 Jahre alt und hat ihr ganzes Leben noch vor sich. Eigentlich. Doch Tessa ist unheilbar krank und hat nur noch wenige Wochen zu leben. Sie träumt von ihrem ersten perfekten Kuss. Dem ersten Sex mit der großen Liebe. Das wird sie jedoch nicht mehr erleben.
Tessa ist sauer, auf ihre Familie und dieses beschissene kurze Leben. Sie ist ohnmächtig, denn sie kann nichts dagegen tun. Sie kann einfach nur noch warten. Warten auf den Tod. Doch dann taucht plötzlich Oskar auf. Oskar, der hinter ihre Fassade blickt und nicht locker lässt. Er macht ihr einen ungewöhnlichen Vorschlag und schon bald brechen die beiden auf nach Italien, zu ihrem besten und letzten Sommer ihres Lebens.

Anne Freytag - Mein bester letzter Sommer

[wc_highlight color=“red“]Meine Meinung: [/wc_highlight]
Tessa ist ein verletzliches Mädchen, in sich gekehrt. Sie hat schon fast mit ihrem Leben abgeschlossen. Statt die Zeit sinnvoll zu nutzen, vergräbt sie sich in ihrem Zimmer und plant ihre eigene Beerdigung. Als sie Oskar kennenlernt, löst er etwas in ihr aus. Gefühle und diesen unbändigen Hunger nach Leben.  Nicht nur ihm gegenüber, beginnt sie sich zu öffnen, sondern auch ihrer Familie gegenüber. Doch sie will sich ihre Gefühle zu Oskar nicht eingestehen. Will sie sogar unterbinden, bis er ihr unmissverständlich klar macht, dass er bei ihr bleiben wird. Sie verlieben sich in einander. Ganz langsam und zaghaft. So als könnte das Band, dass sie beide verbindet, entzwei brechen.

Wenn dich dieser eine Mensch berührt, der dich berührt, bleibt die Welt stehen.
Anne Freytag // Mein bester letzter Sommer // S. 74

Schon zu Beginn ist schnell klar: das ist kein Buch für „mal eben zwischendurch“. Das ist ein Buch mit Herz und Romantik, aber auch Schmerz. Es ist wie eine leichte Brise, die zu einem gewaltigen Orkan heranwächst und mich als Leser traurig und dankbar zugleich zurücklässt. Traurig, weil es einfach Schicksale gibt, die sind nicht fair. Niemals. Und dankbar, weil ich einfach Chancen im Leben habe, die andere niemals haben werden.  Man sollte jeden Tag intensiv leben. Auskosten. Wie schnell verrinnt der Sand im Stundenglas des Lebens.

Das Leben wird nicht definiert von den Momenten, in den du atmest, sondern von denen, die dir den Atem rauben.
Anne Freytag // Mein bester letzter Sommer // S. 24

Anne Freytag - Mein bester letzter Sommer

In Begleitung der eigenen Tessa-und-Oskar-Playlist, erlebt man den Sommer in Italien, mit all seinen Höhen und Tiefen. Es gibt Momente, da möchte ich Tessa einfach nur schütteln und wachrütteln. Doch auch Oskar hat eine dunkle Seite, die bald zum Vorschein kommt. Und trotzdem gibt es immer wieder Momente, in denen sie einfach nur glücklich sind.

Ich habe das Buch bereits vor einigen Tagen beendet, brauchte aber diese Zeit zum Nachdenken. Über mich und mein Leben. Das ist es, was das Buch mit dir anstellt. Es hält dir den Spiegel vor und lässt dich unweigerlich nachdenklich zurück. Es katapultiert dich wieder in deine Jugend. Mitten hinein in die Sturm-und-Drang-Zeit.  Doch was ist, wenn man niemals die Möglichkeit hat, dieses Leben zu leben? Man sich niemals wird verlieben können? Heiraten? Die eigenen Kinder wird aufwachsen sehen? Ich möchte es mir nicht ausmalen. Ich möchte einfach nur glücklich sein über das, was ich bereits erleben konnte und noch erleben werde.

Und ja, ich werde einen anderen Blick auf die Dinge haben. Meinen Blick fokussieren. Heranzoomen. Genießen. Lieben. Lachen. Leben.

[wc_highlight color=“red“]Fazit:[/wc_highlight]
Dieses Buch ist einfach alles: intensiv und lebensbejahend und unendlich traurig. Es ist aber auch auf eine unglaubliche Art fröhlich. Es ist wie der Sommer und wie die Liebe. Diese eine große Liebe, die dir den Boden unter den Füßen wegzieht. Es ist wie der Sand, der durch die Finger gleitet. Es ist einfach nur wunderschön.