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Sebastian Fitzek – Noah
Bastei Lübbe
558 Seiten
ISBN: 978-3-7857-2482-8
19,99 €

Zum Autor:
Sebastian Fitzek, Jahrgang 1971, lebt mit seiner Familie in Berlin. Er studierte Jura und arbeitete bereits als Chefredakteur und Programmdirektor für diverse Radiostationen. Seine zahlreichen Thriller wurden allesamt zu Bestsellern und Sebastian Fitzek machte sich rasch einen Namen in der Szene. Mittlerweile widmet er sich nur noch dem Schreiben.

Zum Buch:
Er kennt seinen Namen nicht und weiß nicht wo er herkommt. Oscar, der Obdachlose, mit dem er umherzieht, nennt ihn Noah. Dieser Name ist auf seinem Handballen tätowiert. Ob dies sein richtiger Name ist, weiß er nicht.
Doch etwas mysteriöses umgibt ihn. Das erkennt auch Oscar, als er Noah mit einer Schusswunde mitten in Berlin auffindet. Für einen Obdachlosen sind seine Kleider zu teuer, er gehört nicht in die Szene. Doch Noah kann sich zunächst an nichts erinnern.

Als Noah einen Hinweis auf seine Vergangenheit findet, kehren nach und nach Erinnerungen zurück. Diese sind erschreckend und faszinierend zugleich: Noah weiß, wie man tötet. Ist das der Grund dafür, dass er selbst getötet werden sollte?

Nach und nach lassen sich weitere Lücken schliessen und gemeinsam mit Oscar begibt sich Noah auf die wohl abenteuerlichste Reise seines Lebens – die zu seiner eigenen Vergangenheit und gleichzeitig der Zukunft von Millionen Menschen.

Das neue Buch von Sebastian Fitzek, sorgte schon vor Erscheinen für Furore. Nicht nur, dass Sebastian Fitzek für seinen neuen Thriller von Droemer Knaur zu Bastei Lübbe gewechselt ist, nein, sein neuestes Werk sollte auch alle bis dahin erschienenen in den Schatten stellen.

Meine Meinung:
Wie rezensiert man ein Buch, das einen geradezu von den Socken gehauen hat? Das mich als Leser in eine Art Schockzustand versetzte, nur um mich dann doch wieder daraus hervorzuholen? Ohne irgend etwas von der weiteren Handlung preiszugeben, damit die Spannung gleichwohl erhalten bleibt?

Sebastian Fitzek ist mit diesem Thriller ein bombastisches Werk gelungen, dass ihn ohne Weiteres in die Liga der ganz Großen aufsteigen lässt. Man fragt sich zwischendurch unweigerlich: Ist das noch Fitzek oder ist das schon Schätzing?

Sebastian Fitzek, der einen weltweit umspannenden Gesellschaftsthriller schrieb, ohne auch nur einmal belehrend den Zeigefinger zu heben, gelingt hier mühelos, woran andere bereits scheiterten: die alles entscheidende Frage um den Fortbestand der Erde und der gesamten Weltbevölkerung.

Es geht hier nicht um die Umweltschäden, die ein einziger Hamburger anrichtet, weil für seine Herstellung so viel Wasser verschmutzt wird, wie Sie für siebzehn Duschbäder brauchen. Vergessen Sie, dass ein Drittel aller fossilen Brennstoffe der USA für die industrielle Fleischerzeugung draufgehen. Und ignorieren Sie die Tatsache, dass Sie nur einen Blick auf die tumben Breitarschgesichter vor der Kasse eine Fastfood-Restaurants werfen müssen, um zu begreifen, dass wir viel zu viel Fleisch essen, während alle sechs Sekunden in der Welt ein Kind an Hunger stirbt“. Jonathan Zaphire, S. 77

Mit Sätzen wie diesen, hat mit der Autor aus der Seele gesprochen. Als ich im letzten Jahr zu Ostern gefastet und damit auf Fleisch verzichtet habe, fing ich an, mich näher mit diesem Thema auseinander zu setzen. Was ich dabei erfuhr, liess mir nicht nur das Blut in den Adern gefrieren, sondern auch den Glauben an den Menschen verlieren. Der Mensch raubt, zerstört und tötet, nur um seine eigene Befriedigung zu stillen.

Die Theorie ist einfach: Egal ob Hunger, Kriege, Klimawandel, Armut, Müll oder Energiekriese – der Verursacher all dieser Katastrophen sind Menschen. Viele Menschen. Viel zu viele Menschen. S. 202

Jeder sollte sich nachdem er dieses Buch gelesen hat, einmal an seine eigene Nase fassen und sich der Frage stellen: Muss ich das wirklich unterstützen?

Ich bin immer noch Vegetarier – meistens zumindest. In der Realität ist es leider nicht so einfach in der Welt „da draußen“. Geburtstage wollen gefeiert werden, man geht ins Restaurant, auf den Weihnachtsmarkt. Wenn man sich erst einmal bewusst mit diesem Thema auseinander setzt, merkt man, wo wir überall und jederzeit (!) Fleisch konsumieren. Ob zum Frühstück, zum Mittag oder zum Abend. Die schnelle Currywurst, der Hamburger, der Nudelsalat. Vegetarische Alternativen gibt es mitunter kaum. Das mag in Berlin anders sein, aber in Wuppertal sind wir noch nicht soweit. Aber wir arbeiten dran.

Zurück zum Buch: Die Seiten flogen nur so dahin und man wagt es kaum, es beiseite zulegen oder gar Luft zu holen. Sebastian Fitzek ist eine atemraubender und spannender Gesellschaftsthriller geglückt.

Ich kann nur noch eines sagen: Ihr müsst dieses Buch lesen!


Weitere Bücher des Autors:
Die Therapie
Amokspiel
Das Kind
Der Seelenbrecher
Splitter
Der Augensammler
Der Augenjäger
Abgeschnitten
Der Nachtwandler


Fazit: 

Ein Thema, das unter den Nägeln brennt. Tipp: Unbedingt das Nachwort lesen!

sanja

 

 

Amy Crossing – Raum 213 Harmlose Hölle #1
Loewe-Verlag
172 Seiten
ISBN: 978-3-7855-7871-1
7,95 €
Empfohlen ab: 12 Jahren

Zur Autorin:
Amy Crossing verlebte ihre Kindheit und Jugend in Maryland. Im Alter von 17 Jahren zog sie mit ihrer Familie nach England. Mittlerweile lebt sie sehr zurückgezogen in der Nähe von New York.


Zum Buch:

Harmlose Hölle ist der Auftakt einer neuen Jugendbuch-Serie um den Raum 213. Bei diesem Raum handelt es sich um ein leerstehendes Klassenzimmer, in der Eerie High School. Der Raum wurde vor Jahren verschlossen, weil er angeblich nicht an das Strom-und Wassernetz angeschlossen wurde. Doch das glaubt an der Eerie High niemand. Vielmehr soll es sich bei dem Raum um das personifizierte Böse handeln. Für jeden, der den Raum betritt, ist plötzlich nichts mehr so, wie es war und er muss seine ganz eigene Hölle durchleben.

Im ersten Teil der Serie geht es um Liv, die auf einer Party mit ansehen muss, wie ihr Freund Daniel eine andere küsst. Alle Beteuerungen, das Mädchen nicht zu kennen, lässt Liv mitsamt dem Freund im Raum stehen und verlässt sofort die Party. Auf dem langen und dunklen Heimweg wird sie plötzlich von Ethan verfolgt. Sie hat Angst ermordet zu werden, doch Ethan redet nur mit ihr und verschwindet wieder. Von da an, kämpft sie nicht nur gegen ihren (Ex-) Freund, der Liv unbedingt zurückgewinnen will, sondern wird auch noch von Ethan gestalkt. Es stellt sich heraus, dass Ethan vor 2 Jahren in Raum 213 war und danach in eine psychiatrische Einrichtung eingewiesen wurde.

Als kurz danach im alten Baumhaus, in dem Liv und ihr Bruder als Kinder gespielt haben, die Leiche eines Mädchens gefunden wird, beginnt für Liv ein Alptraum, aus dem es kein Entrinnen zu geben scheint. Sie weiß nicht mehr, wem sie trauen kann und wird dazu noch weiter von Ethan und Daniel bedrängt. Aber auch ihr Bruder verhält sich auf einmal sehr merkwürdig.


Meine Meinung:
Ich muss gestehen, ich war sehr neugierig auf das Buch und habe es mir sofort besorgt. Die wenigen Seiten laden auch geradezu zum schnellen „mal eben Zwischendurch“ lesen ein.

Die Autorin versteht es gekonnt, den Leser geradezu ans Buch zu fesseln. Die Spannung steigt stetig an und es kommen immer weitere unglaubliche Details ans Licht. Immer wieder wird die Handlung unterbrochen und wir erfahren, was vor zwei Jahren im Raum 213 geschehen ist. Mit jeder Seite kommen wir der Auflösung näher, trotzdem versteht es Amy Crossing weitere Haken zu schlagen und Fiktion und Wirklichkeit miteinander zu verschmelzen. Was ist wahr? Wem kann Liv noch trauen? All diese Fragen ziehen den Leser geradezu in ihren Bann.

Obwohl das Buch mit seinen 172 Seiten keine tiefgründigen Protagonisten und Handlungsstränge bieten kann, ist es doch nicht oberflächlich geraten. Ich hätte mir am Ende ein wenig „mehr“ Raum 213 gewünscht. Trotzdem sehe ich den weiteren Bänden gerne entgegen.

Hervorzuheben ist noch, dass der Preis von 7,95 € auch den Code für das ebook erhält.

  • Band 2 „Arglose Angst“ erscheint am 10.03.2014
  • Band 3 „Gefühlvolles Grauen“ – es steht noch kein Termin fest
  • Band 4 „Falsche Furcht“ – auch hier steht noch kein Termin fest


Fazit:

Ein spannender Auftakt, der zwar kleine Schwächen aufweist, aber dennoch überzeugen kann. Für Thriller-Neulinge empfehlenswert!

sanja

 

 

 

 

 

wild

Lena Klassen – Wild
Drachenmond-Verlag
381 Seiten
ISBN: 978-3-931989-79-8
14,90 €

 

Zur Autorin:
Lena Klassen, geboren 1971 fing schon früh mit dem Schreiben an. Später studierte sie Literaturwissenschaften und lebt nun mit ihrem Mann und einem Haufen Tieren in einem Haus mit einem großen Garten und schreibt weiter spannende Geschichten. Für Blanvalet schreibt Lena Klassen unter dem Pseudonym „Maja Winter“ Fantasy-Romane.
Weitere Info’s gibt es unter: www.lenaklassen.de

Zum Buch: 
In „Neustadt“ lebt die siebzehnjährige Pi zusammen mit ihren Mitschülern und hat nicht nur die Schule im Sinn. Sie beschäftigt vor allem die Frage, welcher Partner ihr für die Zukunft zugeteilt werden soll.
Einmal in der Woche holen sich alle Bewohner der „Neustadt“ ihre Glücksinjektion ab. Sie soll das Leben in erträgliche Bahnen lenken. Gefühle, Krankheiten, Kummer und Leid kennt man nicht in „Neustadt“. Auch Blumen, Düfte und sogar die Kinder werden künstlich erzeugt. Doch Pi ist nicht so glücklich wie die anderen und lebt in einer Dunstwolke, die sie nur schemenhaft ihre Umwelt wahrnehmen lässt.

Niemals stellt jemand das System in Frage, und wenn doch, wird er aus dem System isoliert und muss in die Wildnis. Dort, hinter dem Zaun, herrschen noch Krankheit und Tod. Alle, bis auf Pi, sind glücklich mit ihrer Glücksinjektion – doch dann geschieht das Unfassbare: Die Glücksdosis versagt! Pi muss eine Entscheidung treffen: Für das System und gegen ihre Freiheit oder für die eigenen Entscheidungen, aber den sicheren Tod vor Augen. Wie würdest Du Dich entscheiden?

Meine Meinung:
Zunächst hatte ich Probleme in die Geschichte hinein zu tauchen, mich darauf einzulassen. Ich fand die Namen wie „Glücksstadt“ und „Neustadt“ einfallslos. Doch nach ein paar Seiten verflog das merkwürdige Gefühl, die Geschichte rund um Pi hat einfach Sogwirkung! Am Ende dachte ich sogar: Wow! Wieso stand das Buch eigentlich die ganze Zeit ungelesen im Regal? Das hatte es nicht verdient.

Die Geschichte ist gut konstruiert. Pi, die Ich-Erzählerin, lebt in Neustadt, doch irgendwie fühlt sie sich nicht ganz dazugehörig. Ob es daran liegt, dass die Glücksinjektion bei ihr anders zu wirken scheint? Und was ist mit Lucky, ihrem besten Freund, der nun ihrer besten Freundin Moon – dem perfekten Mädchen – zugeteilt wird? Wer wird Pi zugeteilt, um das Leben mit ihr gemeinsam in Neustadt zu bestreiten bzw. so weit zu erleben, wie es die Glücksinjektion zulässt?

Als Pi mit ihren Klassenkameraden die wöchentliche Glücksinjektion abholen will, bemerkt sie zunächst keinen Unterschied. Doch allmählich schwant ihr, das etwas nicht stimmt. Spätestens als ein Mitschüler vom Dach fällt und alle anderen aufgrund ihrer Glücksinjektion gleichgültig weitermachen, sind sich Pi, Lucky und ein weiteres Mädchen sicher: Die Glücksinjektion hat versagt.

Die drei lernen zum ersten Malen im Leben, die eigenen Gefühle kennen. Sie können nicht verstehen, warum sie davon ferngehalten werden sollen.

„Wilde Gefühle.  Sie lagen in der Luft.  Sie waren stärker als jede Droge.  Sie 
belebten jedes Herz.  Es musste doch zu spüren sein – für alle?“ (S. 107)

Was weiter geschieht, bleibt natürlich geheim 😉 Nur soviel sei verraten: Während der erste Teil des Buches in Neustadt spielt, geht es im zweiten Teil hinter den Zaun in die Wildnis. Welche Gefahren dort lauern, erfährt Pi bald am eigenen Leib, doch schwerer wiegt die Frage, ist das System im Unrecht? Wie kommt sie allein zurecht, nach dem sie ihre große Liebe zurücklassen muss?

„Sammle jedes Gefühl, Pi, sagte er.  Jeden Ärger, jede Regung Wut, jedes ehrliche
Lachen.  Für mich.  Nimm alles mit, Pi, für mich.“ (S. 233) 

Eigentlich ist dies eine sehr tiefgründige Erzählung, die zum Nachdenken anregt. Ist das, was uns vorgegaukelt wird, einfach so hinzunehmen oder lohnt es sich aufzustehen und zu kämpfen? Pi jedenfalls will nicht länger in ihrer Dunstglocke leben und nimmt dafür sogar den Tod in Kauf.

Lena Klassen schickt den Leser auf eine atemberaubende Odyssee der Gefühle. Wild und unbezähmbar sind die Gedanken, die in Pi bahnbrechend  hervortreten. Als Leser wird man  hin- und hergezogen und leidet nicht nur einmal, mit der außergewöhnlichen Protagonistin.

Ich kann „Wild“ nur wärmstens weiter empfehlen. Ich muss es jedem ans Herz legen, der eine Achterbahn der „wilden“ Gefühle bevorzugt und der einfach mal eine etwas andere Geschichte lesen will, die aus dem Einheitsbrei hervorsticht. 

„Wild“ ist empfohlen ab 14 Jahren.

sanja